Februar - die Welt steht Kopf
Stell dir vor, am helllichten Tag läuft der Teufel durch die Straßen - komplett mit Hörnern, Huf und Schwanz und einem blutroten Cape. Nachts setzt er sich in eine Ecke, spielt auf seiner Panflöte und er trinkt. Er trinkt sehr viel.
Was macht er hier? Nun, er will an ein Versprechen erinnern …
Dieser Teufel ist keine religiöse Figur, er ist nicht einmal besonders böse. Im Gegenteil. Er war einst Schutzengel und Hüter des Friedens eines Dorfes. Schutzengel? Der Teufel! Wo gibt es denn so was? Ihr habt es euch sicher schon gedacht, wir sind mal wieder in Südamerika, genauer in Kolumbien im Departamento Caldas.
Alles begann mit zwei Dörfern, die sich ewige Feindschaft geschworen hatten. Sie teilten sich ein Gebiet, aber sonst hatten sie nichts gemeinsam, denn das eine war eine Gemeinschaft von Schwarzen, Nachkommen derer, die einst als Sklaven nach Südamerika gebracht wurden und das andere war zusammengesetzt aus amerikanischen Ureinwohnern. Nach jahrzehntelangen Streitereien waren es am Ende zwei europäische Geistliche, die die beiden Gemeinden zu einem Dorf, Riosucio, zusammenschlossen und ihnen das Versprechen abnahmen, sich nicht mehr zu bekämpfen.
Und hier kommt der Teufel ins Spiel: Denn auch wenn er im Grunde ein guter Geist ist, so ist er doch nicht pingelig, wenn es darum geht, diejenigen zu bestrafen, die sich nicht an das Versprechen halten. Solange alles friedlich bleibt, kommt er, um ein ausgelassenes Fest zu feiern. Dieses Fest ist heute der „Carnaval de Riosucio“ und ein Beispiel dafür, wie Synkretismus funktioniert: hier vermischen sich alte afrikanische Tänze mit Zeremonien der Ureinwohner und Bräuchen aus Europa zu einer spektakulären Feier, die sechs Tage dauert.
Dieses Jahr musste der Karneval leider ausfallen, aber wer weiß, eines Tages ist er vielleicht eine Reise wert?
Quellen: